DADA HOME

100 Jahre Weltübergang

Als im Februar des Jahres 2016 in Zürich das „Cabaret Voltaire“ seine Pforten erstmals öffnete, trug Hugo Ball, Dichter, Biograph und Mitbegründer desselben dort erstmals seine berühmten Lautgedichte vor. Angetan mit einem steifen Anzug aus Pappe und hohem Hut rezitierte er eine seltsam absurd klingende Abfolge von Lauten, begleitend intoniert von einem hackenden Klavier – Sinn schien das Ganze keinen zu ergeben.

Balls erste MitstreiterInnen waren Hans Arp, Tristan Tzara, Marcel Janco und seine spätere Frau Emmy Hennings. Dies nun wird als „Wiege des Dadaismus“ bezeichnet.

Die Performances der Dadagruppe in Zürich waren lärmend, provozierend und grotesk, die pure Lust am Unfug, dem elementaren Spieltrieb des Homo Ludens geschuldet. Sie alle hatte der Krieg in Zürich zusammengetrieben, mit dem sie nichts zu tun haben wollten und so errichteten sie „Vogelscheuchen gegen den Verstand“, wie Hans Arp es bezeichnete, um der „Tobsucht des menschlichen Größenwahns, der mit dem Weltkrieg 1914 begann,“ wenigstens etwas entgegenzustellen. Sie versuchten den Triumph des Absurden zu zelebrieren, ohne jedoch eine Alternative anbieten zu können oder gar zu wollen.

Quelle: Kunst des 20. Jahrhunderts, Taschenverlag

Andrea Sadjak’s MOLPID - ein zur Übergröße angewachsenes, farb- und schwanzloses Eichhörnchen, dargestellt in grotesk satirischem Überrealismus – rezitiert mit Hilfe einer digitalen Laufschrift laut-los das bekannte Laut-Gedicht Karawane von Hugo Ball.

Es ist eine absurd stumme Performance eines hybriden Mischwesens, die nichts mehr gemein hat mit den lärmenden, unschuldig wirkenden Darbietungen der ersten Dadastunde, eine fast unheimlich anmutende Anbindung an die zwischenmenschliche Leblosigkeit der modernen Kommunikation.

Es ist auf seiner Reise an einer Endstation angekommen. Ist es neue Heimat? So spannt sich der Bogen von ersten Performances, die ein INTEGRATE ME über das INTEGRATE YOU propagierten, vorbei am entwurzelten NOMOREHOME zum DADA HOME im Schaumbad.