Mur Re-SourceDoris Jauk-Hinz, Eva UrsprungAusstellung „Panta Rhei: Zwei Flüsse - vier Künstlerinnen. MLU Muzej likovnih umjetnosti / Museum of Fine Arts, Osijek (HR), 2017 Mit Heraklits Äußerung „Wer in denselben Fluss steigt, dem fließt anderes und wieder anderes Wasser zu“ haben sich Eva Ursprung und Doris Jauk-Hinz anhand der beiden realen Flüsse Mur und Drau mittels eines Transferprozesses auf unterschiedlichen Ebenen auseinandergesetzt. Für ihr Projekt MUR RE-SOURCE bringen sie das Quellwasser der Mur in drei 25-Liter-Industriebehältern über Land- und Wasserwege an den Zusammenfluss von Mur und Drau sowie in weiterer Folge nach Osijek und zur Mündung von Drau und Donau. Damit schließt sich für die beiden Künstlerinnen ein Kreis, für den bereits 2003 das Projekt the danube streaming show den Ausgangspunkt gebildet hat. Veronika Dreier, Doris Jauk-Hinz und Eva Ursprung (kunstverein W.A.S. - Womyn’s Art Support) starteten in Wien mit dem Ziel der Donau entlang ans Schwarze Meer zu gelangen. Der Weg war das Ziel: Mit Signalfahnen, der Kenntnis des Semaphore-Alphabets, das zur optischen Nachrichtenübermittlung zwischen Schiffen oder an Land dient und das Abgeben von Botschaften ermöglichte, sowie einem speziellen „Arbeitsanzug“ ausgestattet, nahmen die drei Künstlerinnen an möglichst vielen Anlegestationen entlang der Strecke Kontakt mit der Bevölkerung auf, insbesondere auch mit möglichst vielen einheimischen Künstler_innen und Kurator_innen. Durch den Einsatz der Zeichensprache wie auch durch ihre „Uniformen“ unterschied sich die Gruppe von den landesüblichen Gepflogenheiten, betonte die künstlerischen Intentionen. Die danube streaming show war ein Kommunikations-Fluss-Projekt, das den Ist-Zustand in den jeweiligen Ländern durch den gegenseitigen Austausch von Erfahrungen in Form von gemeinsamen Ausstellungen und Performances aufzubrechen oder zuminderst transparent zu machen versuchte. Darüber hinaus baute das Projekt parallel zum realen Strom mit Hilfe der (damals) neuen Kommunikationstechnologien einen virtuellen Fluss stromabwärts. Kroatien wurde dabei kaum tangiert.
MUR RE-SOURCE ist für die beiden Künstlerinnen die Gelegenheit das seinerzeitige Donau-Projekt abzurunden und, ausgehend vom Ursprung der Mur im Salzburger Lungau, die „Reise“ des größten steirischen Flusses nach Kroatien auch persönlich nach zu verfolgen und ihn zu begleiten. Eva Ursprung und Doris Jauk-Hinz sind höchst eigenständige Künstlerinnen-Persönlichkeiten, die aber bei solch besonderen Gelgenheiten gerne zusammenarbeiten. Im Gegensatz zur danube streaming show ist das Konzept von MUR RE-SOURCE weniger auf Kommunikation aufgebaut, obwohl hier gleichfalls Flaggen zum Einsatz kommen, mit denen an den unterschiedlichsten Orten entlang der beiden Flüsse Semaphor-Performances in diesmal weißen „Kunst-Uniformen“ stattgefunden haben, die bei den zufälligen Betrachter_innen zweifellos Fragen aufgeworfen haben, die (manchmal) auch gestellt worden sind: Die beiden Künstlerinnen haben dabei jeweils die Namen der Flüsse in den jeweiligen Landessprachen angezeigt. Die performativen Aktionen schließen noch zusätzlich an Denk X an, einem Konzept, das Doris Jauk-Hinz 1985 im Rahmen des Projekts Kunstwasser der steirischen kulturinitiative umgesetzt hat. Sie beförderte drei im Ursprungsgebiet der Mürz mit Quellwasser gefüllte und miteinander verbundene Glasbehälter nach Kapfenberg. Es handelte sich dabei um dieselben Gefäße, die jetzt für MUR RE-SOURCE verwendet werden. (...) Mit Zeremonien, Ritualen und Performances haben die beiden Künstlerinnen bei MUR RE-SOURCE auch Mur und Drau bis zur Donau begleitet. So wird das Mur-Quellwasser bei seiner Entnahme im Lungau von einer Ziehharmonikerspielerin volksmusikalisch verabschiedet, mittels einer spektakulären Rafting-Fahrt in die Steiermark gebracht und in Osijek mit einer Performance willkommen geheißen. In der Folge werden zwei der Wasserbehälter in Osijek sowie auch in Aljmaš schwimmend in der Drau verankert. Der dritte ist Herzstück einer Installation in der Ausstellung, in der mittels Fotografien, Videos, Eprouvetten mit Wasserproben und diversen Arbeitsmaterialien der Künstlerinnen versucht wird, die Natur der Flüsse in der Relation zum Menschen und den von ihm verursachten Beeinträchtigungen zu erfassen. (Edith Risse) zurück |