Art Brunch im Bad #47: Dan Robert Lahiani und Hannah Schneider (St.A.i.R.)"Torrent" - Ausstellung und Gespräche der Styria-Artists-in-Residence mit Martin Grabner und Anne-Grit Becker
Dan Robert Lahiani und Hannah Schneider arbeiteten zwei (Lahiani) bzw. vier Monate (Schneider) in ihren Gastateliers im Schaumbad. Thematisch haben beide unabhängig voneinander verschiedene, im Grazer Stadtbild zu findende Aspekte in ihre Arbeit einfließen lassen. Gemeinsam ist den Arbeiten die Auseinandersetzung mit Bewegung - mit unterschiedlichen Herangehensweisen, differenten Medien und aus verschiedenen Blickwinkeln. Die keramischen Faltenformationen von Hannah Schneider sind von den vielen, gewandreichen barocken Skulpturen, wie denen im Stadtpark, oder auf dem Dach des Mausoleums, sicher nicht unbeeinflusst geblieben. In einem Gespräch mit Anne-Grit Becker, Kunsthistorikerin und Assistentin für Moderne am Institut für Kunstgeschichte der Universität Graz, wird Hannah Schneider ihre Arbeit diskutieren. Dan Robert Lahiani stellt in seiner Arbeit – in fotografischen und Video-Fragmenten – Verbindungen zwischen dem barocken Priesterseminar, in dem er lebt, und dem Industriegebiet im Süden von Graz, in dem sich das Schaumbad befindet, her. Dan Robert Lahiani und der Fotograf Martin Grabner reflektieren in einem Gespräch über ihre künstlerischen Methoden, auch im Kontext visueller Stadtforschung. Hannah Schneider Dan Robert Lahiani: Gier und Überleben. Bewegung hat sich für mich als einzige Möglichkeit erwiesen, dieses fantastische Gefühl der Verlorenheit zu erfassen – alles erscheint grenzenlos versunken in Graz, einer Stadt mit einer schwierigen Vergangenheit. Sommer. Ich nehme Teil am außergewöhnlichen Spektakel der revitalisierenden und urbanen Umbauten von Graz: Ausdehnung der Beschränkungen, Innenräume. Ich erforsche unerbittlich den Ort, an dem ich untergebracht bin, das Priesterseminar, ein Bauwerk, das ein halbes Jahrtausend alt ist. Das Ziel meiner Erforschung ist es, seine Anordnung, seine verschiedenen Schichten von Raum und Zeit zu begreifen. Ich fotografiere sein beeindruckendes Refektorium täglich und konfrontiere mich permanent mit Aspekten von Architektur und Ritualen, im Rhythmus der Klänge der Glocken. Biografien: Dan Robert Lahiani ist französisch-israelischer Künstler, ansässig in Jerusalem. Sein Denkansatz bewegt sich zwischen Architektur, Körperbewegung/Performance und der Struktur von gesprochener Sprache. Seine Arbeiten decken verschiedene Blickwinkel der Medien Video und Fotografie ab und reichen von Videoinstallationen zu kinematographischen Ein-Kanal Arbeiten. Lahiani hat seit 2011 einen Master in Ingenieurwesen und schloss sein Studium an der Bezalel Akademie für Kunst und Design 2017 mit einem B.F.A. ab. Er hatte Einzel- und Gruppenausstellungen in Galerien und Museen, z.B. im Jerusalem Artists’ House (Jeusalem,IL. 2018), The Contemporary Jewish Museum (San Francisco, US, 2017), Mana Contemporary Chicago (Chicago,US, 2017), Nikolaj Kunsthal (Copenhagen, Denmark, 2017), p8 Gallery (Tel Aviv, IL, 2019), Art Cube Artists’ Studios (Jerusalem. IL., 2019). Seine Videoarbeiten waren bereits Teil von internationalen Filmfestivals, wie dem Berlin Experimental Film Festival (2017), oder dem Blow-Up film festival (Chicago,US, 2017). Seit 2018 arbeitet Lahiani in seinem Atelier in den Art Cube Künstler*innen-Ateliers in Jerusalem, Israel. Hannah Schneider, geboren 1984, studierte Bildhauerei und war Meisterschülerin von Ulrike Großarth und Monika Brandmeier an der HfBK Dresden. Bisherige Förderpreise und Stipendien u.a. Debütantenförderung des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst (2010), Rhenania Kunstpreis (2011), Deutsch-Französischer Kunstpreis, Contemporary (2013), Artist in Residence das weiße Haus, Wien (2014), Alanus Kunstpreis (2014), Stipendium Künstlerdorf Schöppingen (2018), Styria-Artist-in-Residence des Landes Steiermark (2019), Gustav- Weidanz-Preis (2019). Einzelausstellungen u.a in der Kunsthalle Kempten (2010), Museum Siegburg (2015), Museum Füssen (2016), Künstlerforum Bonn (2017), Matjö Raum für Kunst, Köln (2018). Projekte im öffentlichen Raum, Nikolaikirche Torgau (2017), Vorgebirgspark Köln (2018). Ausstellungsbeteiligungen u.a. an der Tegnebiennale in Moss, Norwegen (2010), Jahresgaben, Bonner Kunstverein (2010), Artothek Bonner Kunstverein (2012), Destination Wien, Showroom Galerie Hrobsky (2015), Examples to follow! (2018/19). Anne-Grit Becker studierte Kunstgeschichte, ostasiatische Kunstgeschichte und Religionswissenschaft in Berlin und Paris. 2018 wurde sie mit einer Arbeit zum Thema „Körperabdruck und Bildprozess. Materialität der Zeit bei Cy Twombly und Robert Rauschenberg“ an der Freien Universität Berlin promoviert. Von 2012 bis 2015 war sie Stipendiatin der Gerda Henkel Stiftung, 2012 erhielt sie ein Forschungsstipendium an der NYU. Neben Lehrtätigkeiten an der Universität der Künste Berlin war sie bis 2018 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunsthistorischen Institut der FU Berlin; seit 2019 ist sie Universitätsassistentin am Institut für Kunstgeschichte der Karl-Franzens-Universität Graz. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der US-amerikanischen Kunst nach 1945, der Kunsttheorie und Kunstkritik. Grundlegend für Forschung und Lehre sind phänomenologische Zugänge zum Bild, Fragen nach dem Zusammenspiel von Materialität, Körper und Zeit sowie den Dynamiken intermediärer Kunstpraktiken. Martin Grabner, geboren 1979 in Graz, hat in Graz und Wien Architektur studiert und ist Absolvent des Kollegs für Fine-Art Photography und MultimediaArt an der Ortweinschule Graz. Im Spannungsfeld von Kunst und Forschung beschäftigt er sich mit Stadt, Architektur und Gesellschaft. zurück | ![]()
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