HeritageSchaumbad, das Freie Atelierhaus, erbt ein Arme-Leute-ViertelWas passiert nun mit dieser Hinterlassenschaft? Koproduktion steirischer herbst und Schaumbad - Freies Atelierhaus Graz Ausstellungsdauer: 26.9 - 18.10. DI - SO von 14:00 - 19:00 Uhr. Am 26.9. ist die Ausstellung von 10:00 - 19:00 Uhr geöffnet. Konzeption: Orhan Kipcak Die Künstlerinnen und Künstler des Schaumbads haben vor zwei Jahren eine alte Industriearchitektur im Grazer Triesterviertel bezogen und begonnen, darin Ateliers einzurichten – in Stadtrandlage, mit wenig attraktiver Nachbarschaft: Schlachthof, Müllverwertung, Gefängnis, abgewohnte Siedlungen. Um die eigene Rolle in dieser städtebaulich, ökonomisch und sozial exponierten Umgebung zu finden, begannen die Mitglieder des Atelierhauses das Viertel zu erfassen und in Projekte mit lokalem Bezug einzubetten. Dieser Aneignungsvorgang wird nun im steirischen herbst mit dem Projekt Heritage fortgesetzt, ein Projekt, bei dem es um die Entdeckung und Annahme von Hinterlassenschaften geht, kurz, um das Erben und um das Erbe. Methodischer Referenzpunkt dazu ist The Invention of Tradition, eine Studie des britischen Historikers Eric Hobsbawm zur Erfindung fiktiver Traditionen, Erfindungen die dazu dienen, kollektive Identitäten zu begründen und soziale Gruppen symbolisch zu verorten. Ein berühmtes Beispiel für eine erfundene Tradition ist etwa der schottische Kilt, der ein nationalistischer Einfall des 19. Jahrhunderts gewesen ist. Wie man sieht, schaffen diese Fiktionalisierungen Tatsachen. Dieses Konzept des weichen Übergangs zwischen historischer Stringenz und Fiktionaliserung, zwischen einer Politik des Symbolischen und einer des Gefühls, wird im Projekt Heritage kritisch gewendet angewandt. Heritage fasst zahlreiche Einzelbeiträge zu einem „Archiv der fiktionalen Realitäten“ des Triesterviertels zusammen. Es bildet sowohl den Kern einer Ausstellung als auch den Anlass von Führungen, Lesungen, Kleinvorträgen und szenografischen Miniaturen. Man stelle sich einen Kongress Fröhlicher Wissenschaft vor. KünstlerInnen: TERMINE: MI 30.09 ab 16:00 Stadtteilrundgang mit Eva Ursprung und Myriam Thyes. Thyes und Ursprung stellen gemeinsam mit Elisabeth Hufnagl (Stadtteilzentrum Triester Straße), Elisabeth Lechner (Stadtteilprojekt Denggenhof)die Frage, wie öffentlicher Raum genutzt wird. Ein geführter Streifzug in den Umkreis des verschwundenen „Schwammerlbades“ - zu Kinderspielplätzen, Gartenzwergen, Guerilla Gardening und zu Kunst im öffentlichen Raum (Labyrinth Hartmut Skerbisch, Installation Zinganel/Hieslmair). Treffpunkt: Schaumbad – Freies Atelierhaus Graz, Puchstrasse 41, 8020 Graz. Dieser Rundgang ist Teil des Architektursommers. Mittwoch 30.9. 18:00 Uhr: Lesung im kunstGarten FR 2.10. um 21:15: Nix is fix reloaded SA 3.10. von 18:00 – 01:00: ORF-Lange Nacht der Museen Eintritt: € 13.– / ermäßigt: € 11.– SO 4.10. von 10:00 – 13:00: Art-Brunch im Bad 11:00 Kuratorengespräch mit Orhan Kipcak und Markus Bogensberger (HDA) MO 5.10. um 20:00 Uhr: Buchpräsentation von Gilbert Kleissner in der edition keiper Gilbert Kleissner präsentiert sein neues Buch, entstanden aus der Arbeit „Heritage- Das Vermächtnis der Kunst von CEDES". PROJEKTE: Martin Behr (AT) & Martin Osterider (AT) feat. Richard Kriesche Keyvan Paydar (IR/AT) & The LindyCats (AT) Heimatlosigkeit, Aneignungsprozesse, naszierendes Künstlertum mit einem orientalischen Outlaw als Helden: Keyvan Paydar lässt die Reise von Rumi, des wahrscheinlich bedeutendsten persischsprachigen Dichters des Mittelalters, nach Jahrhunderten hier in Mitteleuropa enden und stellt die Frage, ob Rumi in unserer Gegenwart noch Nachfolger fände die sein Erbe pflegten und fortsetzten. Christof Neugebauer (AT) Der Heritage-Würfel ist ein interaktives Bild- und Tonobjekt, das vom Ausstellungspublikum bewegt werden muss, um alle in ihm enthaltenen Bild- und Toninformationen preisgeben zu können - die Hinterlassenschaften des Triesterviertels: Gewichtiges ebenso wie Unscheinbares, Laut-Sphären, ein Haus, ein Baum, eine Parkbank, eine Straße… Cedes (AT) Eine Folge von sehr persönlichen, dramatischen, gefühlvollen, letztendlich hermetischen Inszenierungen und Präsentationen die sich alle mit Obsessionen ihres Gestalters CEDES befassen: Eine Grablegung in effigie, ein Film, Malereien, Objekte. Markus Wilfling (AT) Ein von der Baugeschichte ignoriertes "Architekturjuwel" der 50er Jahren, einst als Nahversorgungszentrum genutzt, L-förmig am Kreuzungspunkt zweier Hauptstrassen des Viertels gelegen, wurde im Juli 2015 dem Erdboden gleich gemacht. Eva Ursprung (AT) & Myriam Thyes (DE/CH) In den Geschichten der Triestersiedlung taucht immer wieder das „Schwammerlbad“ auf – ein Wasserbecken mit einem Betonpilz in der Mitte, in dem die Kinder gerne planschten. Plötzlich war es verschwunden. In akribischer Recherche wurden Erzählungen, Fotografien und „Phantomzeichnungen“gesammelt. Im Schaumbad taucht das Schwammerlbad nun als multimediale Installation wieder auf und lädt zum Eintauchen ein. http://schwammerl.mur.at Robert Riedl (AT) & Gudrun Lang (AT): Elisabeth Gschiel (AT) Karin Petrowitsch (AT) Eine Objektmontage, eine Skulptur, bestehend aus fotografischen Portraits, Schwermetall, Draht, Farbe und sechstausend Jahre altem Wurzelwerk erzählt mythische Geschichten von Tradition und Prägung. Katharina Sieghartsleitner & Gregor Schlatte Eine Videoinstallation zeigt, wie sich Realitäten als Projektionsflächen enttäuschter Erwartungen erweisen, als Fiktionen die dennoch auf einmal Wirklichkeiten werden. Welche Handlungsräume entstehen aus dieser Verwandlung? Stroblak (Edda Strobl, Renate Oblak, AT) Eine Multi Media Installation mit Dingen wie sie von einer Performance übrigbleiben: Fotos, die zeigen wie es war, Requisiten, Kostüme, Videos, Handlungsanweisungen und die Frage: Wie wird aus einem flüchtigen Ereignis ein Vermächtnis? Stefan Schmid (AT) & zweite liga für kunst und kultur(AT) Irmi Horn (AT) Irmi Horn liest im kunstGarten einen Text von Barbara Frischmuth: LILYS ZUSTANDEKOMMEN - Ein Gartenmonolog über Pflanzen und Menschen, Wachsen und Vergehen, Jung und Alt, Mann und Frau. Visuals von Laura Bleyer. Institut HyperWerk (CH) Kulturelle Erbschaften bauen Mythen auf, andere verschwinden. Die Medieninstallation Réception Patrimoine entsorgt, erfindet, verwandelt und verwertet solche Erbschaften durch Tausch, An- und Verkauf, durch Erbschaftsent- und -Belastungen. Weitere Beteiligte am Projekt "Das Schwammerlbad taucht auf“: Simone di Pauli, Herbert Hotz, Claudia Cabala, Karin Scherr, Alessandro Frumen, Christa Tomaselli, Bianca Brandl, Silvana Rabitsch, Iris Kasper (Preisträger*innen des Wettbewerbs “Auf der Suche nach dem Schwammerl” / mit Dank an Roth Handwerksmeister), Katharina Christ, Barbara Predin, Eva-Maria Roi, Ulla Sladek (Workshop “Cultural Mapping” mit Janet Pillai / Offener Betrieb Graz) u.v.a. Mit Dank an Roth Handwerksmeister. In Kooperation mit St.A.i.R. (Styria-Artists-in-Residence) und Stadtteilzentrum Triester Straße. Ausstellungsdauer: 26.9. – 18.10 Kontakt: Schaumbad - Freies Atelierhaus Graz, zurück |